Aus unserer Sammlung: Körperpflege durch die Zeit
„Sauberkeit zu jeder Zeit! Hygiene auf dem Land“ – so lautet der Titel unserer Sonderausstellung, die sich momentan in der Scheune aus Bühlerzimmern (Gebäude 4b) befindet. Mit vielen interessanten Objekten erzählt sie, wie Menschen sich selbst und ihre Umwelt sauber gehalten haben. Auch in unserer Sammlung schlummern Gegenstände, die der Sauberkeit oder Körperpflege dienten. Davon stellen wir Ihnen heute einige vor.
Rasiermesser
Das Rasieren galt lange als wichtigste Arbeit eines Friseurs auf dem Land. Die Rasierhobel, wie wir sie heutzutage kennen und nutzen, kamen erst nach dem Ersten Weltkrieg nach Deutschland.
Für die Rasur verwendeten Friseure ein Rasiermesser, das oft aus reinem Stahl bestand. Ab den 1920er Jahren wurden die bisher geraden Seitenflächen der Klinge durch den sogenannten „Hohlschliff“ abgelöst. Dieser erleichterte das Schleifen auf dem Stein und ermöglichte eine weichere und sichere Rasur.
Das hier gezeigte Messer ist ein Hohlschliff mit sogenanntem französischem Kopf.
Strickbinde
Dieses Objekt hat nichts mit winterfester Kleidung oder Strümpfen zu tun. Es handelt sich tatsächlich um eine Damenbinde für die Regelblutung.
Die wiederverwendbare Binde ist 4-lagig gestrickt und hat eine seitliche Öffnung, um sie mit Füllmaterial, wie zum Beispiel Watte oder Verbandsmull, auszustopfen. Befestigt wurde sie mit Knöpfen an einem sogenannten „Monatsgürtel“ oder einem „Monatsslip“.
Die Strickbinde wurde vor allem um 1900 verwendet, bevor sie allmählich von Einwegbinden aus Zellstoff abgelöst wurde. Aus finanzieller und materieller Not wurde allerdings auch noch während und nach dem Zweiten Weltkrieg vermehrt auf die Strickbinde zurückgegriffen.
Brennschere
Diese Zange gehört nicht in eine Werkstatt, sondern in den Friseursalon.
Sie wird „Ondulierzange“ oder auch „Brennschere“ genannt. Die Ondulation ist die künstliche Erzeugung von Locken oder Wellen im Haar. Bereits in der römischen Antike nutzte man runde Stäbe aus Eisen oder Bronze, um die Haare zu locken.
1872 revolutionierte der französische Friseur und Erfinder Marcel Grateau das Verfahren, indem er statt zwei runden Eisenstangen, ein Rundeisen und ein Hohleisen als Gegenstück miteinander verband. Diese Brennschere sollte natürlichere Locken erzeugen. Auch der elektrische Lockenstab, den wir heutzutage kennen, folgt dem Prinzip der Brennschere und besteht aus Rundeisen und Hohleisen.
Wer an dem Thema interessiert ist, sollte unbedingt vorbeikommen und sich unsere Sonderausstellung ansehen. Sie läuft noch bis zum 15. November 2023.
verfasst von Annkatrin Neumann